Thüringer Allgemeine vom 28.10.2008

Hartmut Topf: In großer Sorge


Verhalten der Besetzer des ehemaligen Topf & Söhne-Firmengeländes gefährdet Erinnerungsort.

Ich mache mir Sorgen um das Museumsprojekt, sagt Hartmut Topf aus Berlin. Was da jetzt passiert bei den Hausbesetzern, das beschädigt unsere Vorhaben.
ERFURT (TA). In der vergangenen Woche hatten die jugendlichen Besetzer eines Teiles der Brache von Topf&Söhne das von der Stadt angebotene Alternativobjekt abgelehnt. Begründung: zu klein, zu weit draußen. Außerdem weigern sie sich, einen Verein zu gründen, der als juristische Person in weiteren Verhandlungen mit der Stadt agieren könnte. Kommt es zu keiner Annäherung zwischen den Besetzern und der Stadt, droht eine Räumungsklage. Die muss der Investor beantragen. Der Oberbürgermeister soll sich an seine Aussage erinnern: In Erfurt wird alternatives Leben akzeptiert. Es ist angebracht, den Besetzern weitere Angebote für Wohnraum zu unterbreiten, sagt Stadtrat Andr Blechschmidt, Fraktion Die Linke.
Das Gelände an der Rudolstädter Straße soll neu bebaut werden. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude von Topf&Söhne ist ein Museum als Erinnerungsort geplant, es soll die Geschichte der Firma reflektieren, die Krematoriumsöfen für die NS-Vernichtungslager baute. Eine Arbeitsgruppe sitzt seit Monaten über Details. Ihr gefährdet das Projekt, das ihr immer befördern wolltet, sagt Hartmut Topf in Richtung der Besetzer. Der Journalist ist ein Verwandter der Familie Topf, setzte sich seit Jahren intensiv mit dem Erbe dieses Namens auseinander und plädiert für eine Dauerausstellung auf dem Gelände. Das Besetzerprojekt mit Wohnen, Lesungen und Konzerten habe immer auf die politische Dimension seines Tuns verwiesen und u.a. Führungen organisiert. Nun aber blockiere es mit seinem Verhalten jede Entwicklung. Es sind nur noch wenige Wochen Zeit, um Finanzanträge auf den Weg zu bringen, sagt er. Noch in diesem Jahr müsse Geld beantragt werden. Hartmut Topf hofft auf einen Ombudsmann, der vermittelt. Bürgermeisterin Tamara Thierbach (Die Linke) will Besetzern ein neues Gesprächsangebot unterbreiten, kündigte sie gestern gegenüber TA an. Fakt sei: Die Besetzer müssten einen Verein gründen, denn wir benötigen für den Abschluss eines Mietvertrages eine juristische Person.